Adelboden liegt im Westen des Berner Oberlands, am Ende des Engstligentals, das bei Frutigen ins Kandertal mündet. Adelboden liegt auf 1350 m ü. M., der höchste Punkt des Gemeindegebiets ist der Grossstrubel mit 3242 m ü. M., der tiefste Punkt liegt im Bereich Pochtechessel bei der Einmündung des Otterebachs in die Engstlige auf 1045 m ü. M. Die Vegetation ist subalpin und alpin: die Hänge sind oft bewaldet, die Plateaus und Terrassen dienen als Alpweiden.
Der Hauptteil des Orts liegt auf einer nach Süden gerichteten Terrasse über dem Engstligental. Zur Gemeinde gehören aber auch die Bäuerten Ausserschwand, Boden, Gilbach, Hirzboden und Stiegelschwand.
Für die Normalperiode 1991–2020 betrug die Jahresmitteltemperatur 6,3 °C, wobei im Januar und Februar mit −1,2 °C die kältesten und im Juli mit 14,5 °C die wärmsten Monatsmitteltemperaturen gemessen wurden. Im Mittel sind hier rund 135 Frosttage und 33 Eistage zu erwarten. Sommertage gibt es im Jahresmittel rund 8, während im langjährigen Schnitt alle 5 Jahre ein Hitzetag zu verzeichnen ist. Die Messstation von MeteoSchweiz liegt auf einer Höhe von 1321 m ü. M.
Der heutige Gemeindename erschien 1409 (im Thal Adelboden) und kommt wohl von der Pflanzenbezeichnung Adelgras ‹Alpenrispengras (Poa alpina)›, dessen Vorderglied mit dem Gattungswort boden ‹tiefer gelegenes, flaches Land, Talgrund, Bergterrasse› verbunden wurde. Schon ab 1350 ist für die Ortschaft der Name Wald belegt, bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Dorf auch Kilchschwand, Innerschwand oder (bis heute) einfach Schwand genannt, was auf die Lage in einer durch Rodung entstandenen Lichtung hinweist.[6]
Die zu Adelboden gehörenden Alpen Engstligenalp und Silleren wurden im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt. Die Bewohner des Engstligentals wurden als Waldleute bezeichnet. Die Adelbodner bauten im Jahr 1433 auf eigene Kosten eine Kirche, und 56 Hausväter bürgten für das Gehalt des Pfarrers.[8] Im 16. Jahrhundert schloss sich Adelboden der Reformation an, der katholische Pfarrer floh über den Hahnenmoospass ins weiterhin katholische Freiburgerland.
Bis ins zwanzigste Jahrhundert gab es in Adelboden keinen geschlossenen Dorfkern, das Dorf bestand aus Streusiedlungen in den Bäuerten Hirzboden, Bonderle, Boden, Stiegelschwand, Innerschwand (auf dem Gebiet des heutigen Dorfkerns) und Ausserschwand. Der einzige Weg nach Frutigen führte hoch oben auf der rechten Talseite entlang. Die kleinbäuerliche Bevölkerung lebte von Viehzucht und Milchwirtschaft und zog im Jahreslauf vom Tal auf die Alpen und zurück – noch in den 1920ern hatten die zwei reichsten Bauern von Adelboden je gerade acht Kühe im Stall. Ein häufiger sehr bescheidener Zusatzverdienst war das Anfertigen von Streichholzschachteln, woran die armen Familien einschliesslich Kinder bis spät in die Nacht arbeiteten.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts kam es durch Missernten und Tierseuchen zu grosser Not, und in der Folge wanderten viele Adelbodner aus.
1873 wurde die erste Fremdenpension gebaut, das heutige Hotel «Hari» im Schlegeli.[9] 1884 war die neue Zugangsstrasse entlang der Engstlige fertig, 1887 entstand das Hotel «Wildstrubel» und bald darauf weitere Hotels, zuerst nur für Sommerbetrieb. 1901 führte das «Grandhotel» als erstes eine Wintersaison ein, und in den folgenden Jahren führte der Tourismus zu einem markanten Anwachsen der Bevölkerung. In den 1930ern wurde die Seilbahn auf die Engstligenalp gebaut.
Die Mehrheit der Bevölkerung von Adelboden gehört der evangelisch-reformierten Kirche an: Am 31. Dezember 2019 waren 2'435 (72,6 %) der 3'352 Einwohner reformiert.[11][12]
Daten zu anderen Religionsgemeinschaften (neben der evangelisch-reformierten Kirche) wurden letztmals bei der Volkszählung im Jahr 2000 erhoben:
Damals waren 16,4 % der Bevölkerung von Adelboden Mitglied einer protestantischen Freikirche, 5,9 % waren Katholiken und 1,0 % Orthodoxe Christen. 2,0 % gehörten nichtchristlichen Religionen an (darunter mit 1,9 % mehrheitlich Muslime), während 1,9 % konfessionslos waren.[13]
Legislative ist die zweimal jährlich stattfindende Gemeindeversammlung. Exekutive ist der Gemeinderat mit neun Mitgliedern, die alle ehrenamtlich tätig sind. Gemeinderatspräsident ist Willy Schranz-Hari (EDU, Stand 2024),[14] Gemeindepräsident Roger Galli-Burn[15].
Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Adelboden (in Klammern die Veränderung im Vergleich zu den Wahlen 2019 in Prozentpunkten): SVP 42,18 % (−2,57), EDU 26,78 % (+4,69), glp 7,81 % (+0,40), SP 6,21 % (+0,97), EVP 6,06 % (+0,78), Mitte 3,32 % (−1,89), FDP 2,94 % (−1,25), Grüne 2,59 % (−0,22), SD 0,09 % (−0,06).[16]
Wirtschaft
In Adelboden herrscht eine Mischung aus Landwirtschaft, Gewerbe (Baufirmen, Mineralquelle Adelbodner Mineral) und Tourismus vor. Arbeitsstellen gibt es im Gastgewerbe (ca. 490 Personen), anderen Dienstleistungen (ca. 500 Personen), Baugewerbe (ca. 310 Personen), Autogewerbe (ca. 30 Personen), bei der Mineralquelle (ca. 45 Personen) und in der Landwirtschaft (Vollerwerb ca. 45 Personen).
Landwirtschaft
Adelboden hat auch heute noch viele Landwirtschaftsbetriebe, hauptsächlich Viehzucht und Milchwirtschaft, wobei die Mehrheit der Bauern auch noch einem Nebenerwerb nachgeht. Es gibt 3000 Stück Rindvieh in der Gemeinde, die den Sommer mehrheitlich auf den zahlreichen zur Gemeinde gehörenden Alpen wie Silleren, Engstligenalp oder Furggi verbringen. Die Kuhrechte dieser Alpen sind sehr begehrt und die Alpen sind, im Gegensatz zu anderen Gegenden, alle bewirtet. Auf den Alpen wird Berner Alpkäse hergestellt, ein Hartkäse, der nach zwei Jahren Lagerung als Hobelkäse bezeichnet wird. Er wird grösstenteils direkt an Private verkauft, teilweise auch in örtlichen Restaurants und Läden – ausserhalb von Adelboden ist er nicht erhältlich.
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In Adelboden gibt es 24 Hotels mit 1291 Betten, 800 Ferienwohnungen mit 10'000 Betten, 28 Gruppenunterkünfte mit 830 Betten, 3 Campingplätze und 40 Restaurants. Besonders für einen Schweizer Ferienort ist, dass gleich drei Hotels dem VCH – Verband Christlicher Hotels angehören und zusammen 25 % der Hotelbetten und 33 % der Übernachtungen stellen.
Im Sommer gibt es 300 km Wanderwege, vom Spaziergang bis zum alpinen Klettersteig. Zahlreiche Bergbahnen führen in die Höhe. Zusätzliche Angebote bestehen in Form von Mountainbike-Routen, Flugzeug-Modellbau, Gleitschirm-Fliegen, Tennis-Plätzen, Wellness-Angeboten und anderem.
Am 9. Juli 2005 wurde Adelboden als erster Alpiner Wellness-Urlaubsort der Schweiz zertifiziert.
Die Skiregion Adelboden-Frutigen-Lenk umfasst 56 Transportanlagen mit mehr als 170 km Pisten aller Schwierigkeitsgrade, einschliesslich der Weltcup-Riesenslalom-Piste auf dem Chuenisbärgli. Dazu gibt es 23 km Langlaufloipen, 74 km Winterwanderwege und die Freizeit- und Sportarena, eine Eissportanlage mit einem Eisfeld für Eishockey, Eiskunstlauf und Eisstockschiessen, einer separaten Eishalle mit 4 Curling-Rinks, einer Kletterhalle mit Boulderraum, einer Bowlinganlage sowie einem Restaurant.[17] Weiter ist das «Kuonisbergli» (Chuenisbärgli) in Adelboden seit 1956 einer der Austragungsorte des FIS Skiweltcups.[18]
Als touristisches Markenzeichen von Adelboden gilt das Mundartlied «Vogel-Lisi», das in den 1950er Jahren in Adelboden entstand. Nach dem Lied sind viele Dinge in Adelboden benannt.
Verkehr
Adelboden liegt am Ende einer Sackgasse, es gibt also keinen Durchgangsverkehr. Ins Tal von Adelboden gelangt man von Spiez (Autobahn A6 von Bern) oder Kandersteg (Autoverlad von Wallis/Italien) auf der Hauptstrasse in Richtung Frutigen–Adelboden.
Die Kantonsstrasse von Frutigen nach Adelboden wurde 1884 mit der Brücke Hoher Steg über die tief eingeschnittene Engstlige fertig erstellt und im 20. Jahrhundert weiter ausgebaut. Sie ersetzte die einspurige alte Adelbodenstrasse, die teilweise steil und kurvenreich östlich der Engstlige nach Adelboden führte und noch heute vor allem für Anwohner als Zufahrtsweg in Gebrauch ist.[19] Die neue Strasse wurde nach Frutigen westlich der Engstlige durch ein steiles Hanggebiet der Niesenkette angelegt, das von Steinschlag, Murgängen und Lawinenniedergängen betroffen ist. Mit hohen Stützmauern, Steinschlagnetzen, Lawinenverbauungen, Brücken und dem Lintertunnel wurde die Strasse vor Naturgefahren weitgehend geschützt. Im Winter 1999 wurde die Strasse durch Lawinenniedergänge 13 Tage und im Januar 2018 durch einen Murgang 3 Tage unterbrochen.[20][21]
Frutigen ist eine Station der Lötschberglinie. Von dort aus gibt es in der Regel stündliche Verbindungen der Autoverkehrsgesellschaft Frutigen-Adelboden (AFA). Adelboden hat zahlreiche Bergbahnen und lokale Buslinien nach Ausserschwand, Stiegelschwand und Boden-Unter dem Birg(-Engstligenalp). Zu Fuss kann man von der Engstligenalp (Bergbahn) via Chindbettipass zum Gemmipass und ins Wallis gelangen, über den Hahnenmoospass (Bergbahn) ins Simmental oder über die Bunderchrinde ins Kandertal.
Das Dorfarchiv Adelboden wurde 2008 eröffnet. Die Stiftung Dorfarchiv Adelboden bezweckt, Dokumente und Datenträger in Zusammenhang mit dem Dorf Adelboden der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.[22] Die jährliche Publikation "Adelbodmer Hiimatbrief" (Adelbodner Heimatbrief)[23] erschien erstmals 1947 und dokumentiert die ältere und neuere Geschichte Adelbodens, das einheimische Volksgut und die örtliche Mundart.
Alpines Ländlertreffen Engstligenalp (letzter Sonntag im August)
Schulen
In Adelboden gibt es Primarschule, Realschule und Sekundarschule. Die verschiedenen Regionen des Dorfes haben alle ein eigenes Schulhaus. Die Schulhäuser sind in Ausserschwand, Boden, Dorf und Hirzboden.
Im Dorf gibt es die verschiedenen Oberstufen, die in Sekundarschule und Realschule unterteilt sind. Zudem gibt es ein Schulhaus nur für Schüler der Primarschule. Schüler mit guten Leistungen können von der Sekundarschule direkt an das Gymnasium in Thun gehen. Für das Studium wird die Universität Bern bevorzugt.
Landschaftliche Sehenswürdigkeiten
Engstligenfälle: die Engstlige stürzt nahezu 400 m in die Tiefe. Beim Alpaufzug im Sommer, ziehen 350 Kühe und Rinder neben dem Wasserfall auf dem schmalen Saumpfad durch die Felswand nach oben.
Chrigel Maurer (* 1982), Gleitschirmpilot (mit Meistertiteln und Rekorden)
Gebrüder Schmid, Skipioniere (Peter, Sepp, Hans, Christian und Albert)
Jakob Schwarz (* 1966), EDU Grossrat
Literatur
Adelboden Tourismus: Adelboden : Gestern – Heute – Morgen. 600 Jahre. Egger, Frutigen 2010, ISBN 978-3-9520760-7-1 (Vorwort von Peter Loosli und Christian Bärtschi, illustriert von Peter Klopfenstein, Beiträge von Reto Koller).
Jakob Aellig, Christian Bärtschi: Adelbodetütsch. Egger, Frutigen 2006, ISBN 3-9520760-4-X.
Jakob Aellig: 125 Jahre Hotel Hari im Schlegeli. 1873–1998.
Alfred Bärtschi: Das Adelbodenbuch. Paul Haupt, Bern 1966.[25]
Josy Doyon-Hofstetter: Im Schatten des Lohners. Aus dem Leben einer 102 Jahre alten Adelbodnerin. Blaukreuz, Bern 1974 (Biografie über die Bergbäuerin Rösi Hari, die 1874–1976 lebte).
Alfred Gutknecht, Albert Schranz: 575 Jahre Kirche Adelboden. Reformierte Kirchgemeinde Adelboden, 2008.
Max Lüscher, Peter Klopfenstein: 100 Jahre Licht- und Wasserwerk Adelboden AG 1902–2002. 2002.
Christian Bärtschi, Toni Koller, Fredi Lerch: Adelboden. Band 2 (Adelboden im 20. Jh.). Gemeinde Adelboden, 2016.
Peter Klopfenstein, Christian Bärtschi, Toni Koller: Adelboden in alten Ansichten. Werd & Weber Verlag, Thun 2018.
Christian Bärtschi, Toni Koller: Adelbodmer Wörterbuech. Photo Klopfenstein, Adelboden 2019.
Belletristik
Sigi Amstutz, Christian Bärtschi: Hier ist immer. Geschichten aus dem Frutig- und dem Saanenland mit Illustrationen des Kunstmalers Angelo Molinari (1914–1966). Imfeld.
Christian Bärtschi: Ds Nieseliecht: Erläbts un Ersinets us em Frutigtal. Egger, Frutigen 2014, ISBN 978-3-9520760-8-8.
Christian Bärtschi: Ä Welbi. Adelbodetütschi Geschichte. Egger, Frutigen 2015, ISBN 978-3-9520760-9-5.
Christian Bärtschi: Der Haaggestäcke. Wyteri adelbodetütischi Gschichte. Egger, Frutigen 2017, ISBN 978-3-033-06393-8.
Josy Doyon-Hofstetter: Graues Gold. Erzählung aus dem Engstligental. Blaukreuz, Bern 1976, ISBN 3-85580-054-5.
Josy Doyon-Hofstetter: Blumen für ein Sonntagskind. Erzählung aus Adelboden. Blaukreuz, Bern 1982, ISBN 3-85580-140-1.
Margrit Fankhauser: Der Mann mit der Trompete. Eine Kriminalgeschichte. Berchtold Haller, Bern 2003.
Hildi Hari-Wäfler: Felsig, karg und hoffnungsgrün. Eine Kindheit in Adelboden. Neufeld Verlag, Schwarzenfeld 2009, ISBN 978-3-937896-86-1 (romanhafte Biographie einer Kindheit in den 1930er und 1940er Jahren in Adelboden).
Ischt net mys Tal emitts. Maria Lauber (1891–1973). Lesebuch. Hrsg. von der Kulturgutstiftung Frutigland. Zytglogge, Bern 2016.
↑ abGabrielle Schmid: Adelboden BE (Frutigen) in: Dictionnaire toponymique des communes suisses – Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen – Dizionario toponomastico dei comuni svizzeri (DTS|LSG). Centre de dialectologie, Université de Neuchâtel, Verlag Huber, Frauenfeld / Stuttgart / Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, S. 74f.
↑Klimanormwerte Adelboden. Normperiode 1991–2020. (PDF) In: meteoschweiz.admin.ch. Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. April 2022; abgerufen am 24. April 2022.