Das historische Phänomen Abonnentenversicherung als kundendienstartige Leistungen der Verleger fand für Deutschland am 28. August 1890 in Leipzig seinen Ursprung.
Mit derartigen Abonnentenversicherungen hatte bereits 1882 Tit Bits in Großbritannien seine Auflage durch Kopplung von Abo und Versicherung auf 700.000 Exemplare gesteigert. 1883 bot die The Times den Hinterbliebenen von Lesern, die mit der neuesten Ausgabe der Zeitung in der Tasche von einem tödlichen Unfall überrascht wurden, eine Summe von 1.000 Pfund an. Der Verleger des Leipziger Stadt- und Dorfanzeigers, Paul Kürsten, kurbelte mittels des Versicherungsangebotes die Auflage an. Er versprach Lesern, also auch Teilnehmern des Freiverkaufes, eine Versicherung bei der Ersten Österreichischen Unfallversicherungsgesellschaft in Wien gegen Vermögensverlust infolge von Körperverletzung in Beruf und Freizeit im Königreich und der Provinz Sachsen sowie im Herzogtum Sachsen-Altenburg.
Das Amtsblatt Stadt- und Dorfanzeiger mit dem Untertitel Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft Leipzig sowie für die Königlichen Amtsgerichte Leipzig, Taucha und Markranstädt, des Krankenversicherungsamtes zu Leipzig, den Gemeinderat und Gemeindevorstand zu Gohlis, Eutritzsch, Mockau sowie für die Stadträthe zu Taucha und Markranstädt galt als Sprachrohr der Dresdner Regierung. Den Status wollte sich Kürsten nicht nehmen lassen, garantierte dieses Privileg doch satte Anzeigenerlöse und eine stramme Beamtenleserschaft.
Nach Feierabend, das Illustrierte Familienblatt sowie Volkshort und Fürsorge zahlten über die Abonnentenversicherung nach eigener Werbung 20 Millionen aus.
Eine Statistik aus dem Jahr 1913 besagt, dass 235 Tageszeitungen und politische Wochenblätter, 37 Unterhaltungs- und 43 Fachzeitschriften mit einer Auflage von rund 5,5 Millionen Exemplaren Abonnentenversicherungen anboten.
Politische Aspekte
Diese Art der frühen Leser-Blatt-Bindung sorgte aber auch immer wieder für Streit bis in den Reichstag, wo selbst von der katholischen Zentrumspartei dafür die Worte „skrupellos“, „unlauter“ und „unsauber“ fielen. Letztendlich entpuppte sich diese Versicherungsform als sehr erfolgreiches Instrument nicht nur im Konkurrenzkampf der Verleger, sondern auch in der Auseinandersetzung mit der publizistischen Linken in der Presselandschaft, deren Zeitungen infolge der Abonnentenversicherung besonders in der Arbeiterschaft zahlreiche Abonnenten verloren.
Aus den Versicherungszeitschriften, bei denen der Bezug mit einer Invaliditäts- beziehungsweise Sterbegeldversicherung gekoppelt war, entwickelte sich die Abonnentenversicherung als Vorläufer der heutigen Familienschutz-Versicherungstarife.
Aktuelle Situation
Schon bald nach der Währungsreform 1948 verschwand die Abonnentenversicherung in Deutschland vom Markt.