Abdul Hamid Abu Sulayman (arabisch عبد الحميد أبو سليمان, DMGʿAbd al-Ḥamīd Abū Sulaimān; geboren 1936 in Mekka, Saudi-Arabien; gestorben am 18. August2021[1]) war ein saudi-arabischer Politologe und islamischer Gelehrter. Sein Schwerpunkt lag in der sogenannten „Islamisierung des Wissens“ (arab. islāmīyat al-maʿrifa), die er insbesondere aus den USA heraus betrieb. Dies ist auch der Titel seines Hauptwerks.
Abdul Hamid Abu Sulayman erwarb 1959 seinen B.A.-Abschluss in Commerce an der Universität Kairo in Ägypten, 1963 seinen M.A. in Politikwissenschaft an der Universität Kairo, 1973 seinen Ph.D. in International Relations an der University of Pennsylvania (USA). 1963–1964 war er Sekretär im Staatsplanungskomitee von Saudi-Arabien. Er war Gründungsmitglied der 1972 gegründeten Association of Muslim Social Scientist (AMSS; Vereinigung muslimischer Sozialwissenschaftler) und deren früherer Präsident (1985–1987). Er war Generalsekretär der World Assembly of Muslim Youth (WAMY, Welt-Versammlung der muslimischen Jugend) in den Jahren 1973–1979. An der König-Saud-Universität in Riad (Saudi-Arabien) lehrte er 1982–1984 Politikwissenschaft und war dort 1982–1983 Vorsitzender der Fakultät für Politikwissenschaften. Von 1988 bis 1998 war er Rektor der International Islamic University Malaysia (IIUM) in Petaling Jaya bei Kuala Lumpur. Die dortige Kuliyyah of Islamic Revealed Knowledge and Human Sciences, die heute größte Fakultät (kullīya) an der IIUM[2] gründete am 27. September 2016 ein neues, nach ihm benanntes Zentrum, das AbdulHamid A. AbuSulayman Centre for Collaborative Research in „Anerkennung seiner Vision und seines Engagements für die Verbesserung und Erhebung der muslimischen Umma“.[3] Er ist Mitgründer des International Institute of Islamic Thought (IIIT) in Herndon, Virginia (USA) und hat zahlreiche Artikel und Bücher, insbesondere zur sogenannten „Islamisierung des Wissens“ und der Reform der muslimischen Gesellschaft verfasst. Er ist der Vater der saudischen FrauenrechtlerinMona Abu Suleyman.
Wirken
Das 1981 von ihm mitgegründete International Institute of Islamic Thought („Internationales Institut für Islamisches Denken“; Abk. IIIT) in Herndon, Virginia in den USA erhielt Startkapital von Muslimbrüdern.[4] Es wird heute über Geldgeber aus den Golfstaaten finanziert[5] und gilt als einer der neuen Akteure eines globalen Islam (Leif Stenberg)[6] und als islamistisch.[7] Abu Sulaymans Doktorarbeit wurde später vom IIIT unter der Nummer 1 seiner Reihe Islamization of Knowledge Series als Buch veröffentlicht[8]: Towards an Islamic Theory of International Relations: New Directions for Islamic Methodology and Thought.[9]
In seinem Buch Islamization of Knowledge beschreibt er den gegenwärtigen Zustand der islamischen Umma als rückständig und geistig inhaltsleer. Er sieht die islamische Welt in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht als gedemütigtes Opfer der Auswirkungen des europäischen Kolonialismus.
Publikationen (Auswahl)
Ein Großteil seiner Publikationen ist auf den Webseiten des US-amerikanischen IIIT aufgeführt.[10]
Kyle Shideler & David Daoud: International Institute of Islamic Thought (IIIT): The Muslim Brotherhood’s Think Tank. Center for Security Policy. Occasional Paper Series. July 28, 2014 (Online)
Johannes Grundmann: Islamismus, Bildung und Gesellschaft in Jordanien am Beispiel des privaten Hochschulwesens. Diss. 2010 (brs.ub.ruhr-uni-bochum.de)
Edipoglu, Kerim: Islamisierung der Soziologie oder Soziologisierung des Islam? Indigenisierungsansätze in Malaysia, Iran und der arabischen Welt. Diss. 2005 – Online unter uni-tuebingen.de
Leif Stenberg: The Islamization of Science: Four Muslim Positions Developing an Islamic Modernity. 1996 (Lund Studies in History of Religions)
Samina Yasmeen und Samina Yasmeen: Muslims in Australia: The Dynamics of Exclusion & Inclusion. 2010 (Online-Teilansicht)
Encyclopedia of Islam in the United States, Jocelyne Cesari (Hrsg.), Greenwood Press, 2007 (Online-Teilansicht)
Imad al Din Khalil: Die Islamisierung der Wissenschaft : einige Überlegungen zur Methodik. Köln 2003 (Gesellschaft Muslimischer Sozial- und Geisteswissenschaftler)
↑iiit.org (Memento vom 3. April 2017 im Internet Archive) (as an appreciation for his vision and commitment for the betterment and upliftment of the Muslims Ummah), abgerufen am 11. April 2024.
↑Johannes Grundmann, S. 56, Anm. 280: "Viele der Financiers sind Mitglieder der Muslimbruderschaft oder stehen ihr zumindest nahe."
↑Johannes Grundmann, S. 56: "In diesem Zusammenhang scheint es sinnvoll darauf hinzuweisen, dass das International Institute of Islamic Thought vor allem über Geldgeber aus den Golfstaaten finanziert wird."