Der Legende nach trafen sich der Duran-Duran-Bassist John Taylor und der Filmproduzent Albert R. Broccoli auf einer Party. Taylor, leicht angetrunken, stellte Broccoli die Frage, wann er endlich mal jemand vernünftigen einstellen würde, um einen der James-Bond-Titelsongs aufzunehmen.[2][3] Dies soll tatsächlich dazu geführt haben, dass Broccoli die Band dem James-Bond-Komponisten John Barry sowie Jonathan Elias vorstellte.
Duran Duran hatten völlig freie Hand, was das Songwriting anging. Wer wie viel Einfluss auf den Song hatte, gilt heute als umstritten. Auch die Art der Zusammenarbeit wird unterschiedlich beschrieben. So erinnerte sich der Sänger Simon Le Bon daran, dass der Keyboarder Nick Rhodes die initiale Idee hatte, während der Gitarrist Andy Taylor wiederum meinte, die erste Rohfassung stamme von John Taylor. Barry hörte sich ihre Ideen an, sammelte und bewertete sie. Nach Le Bons Version war Barry dezent bei den Hilfestellungen und nahm nur wenig Einfluss auf die tatsächliche Komposition, sorgte jedoch mit seinen Ideen dafür, dass das Songschreiben schnell vonstattenging.[4] Im Gegensatz dazu stehen Barrys Erinnerungen, der sagte, er habe mehr als zwei Wochen mit der Band im Proberaum verbracht, insbesondere da die Band zu jener Zeit stark zerstritten war.[5][6] John und Andy Taylor dagegen erinnerten sich an Spannungen zwischen Barry und dem Keyboarder Nick Rhodes, die beide unterschiedliche Visionen von dem Song hatten.[7]
Nachdem die Band den Song geschrieben hatte, kümmerte sich Barry um das finale Arrangement. Tatsächlich handelte es sich bei A View to a Kill um das letzte Lied, das die Band in klassischen Besetzung aufgenommen hatte. 1986 verließen John Taylor und Andy Taylor die Band und gründeten Power Station.[8][9][10]
A View to a Kill wurde schließlich in den Maison Rouge Studio und CTS Studios in London aufgenommen. Ein 60-köpfiges Orchester begleitete die Aufnahmen. Produziert wurde der Song von Bernard Edwards, Duran Duran und Jason Corsaro.
A View to a Kill wurde am 6. Mai 1985 als Single über das Label Parlophone veröffentlicht. Auf der B-Seite befand sich der InstrumentaltitelThat Fatal Kiss von John Barry.[11]
Musikstil und Text
Musikalisch handelt es sich um Funk-beeinflussten Synthpop im typischen Stil von Duran Duran. Das Tempo beträgt 125 bpm. Musikalisch kommen neben Keyboard, Gitarre, Bass und Schlagzeug auch ein Streichorchester zum Einsatz. Verwendet wurde ein Fairlight CMI, um die scharfen, stakkatoartigen Orchesterschläge zu erzeugen, während das reale Streichorchester den atmosphärischen Klangteppich erzeugt.[12]
Der Text ist vom Filmtitel geprägt und schildert eine intime und erotische Beziehung mit einer nicht weiter genannten Person. Die Sprache ist bildreich und erzeugt eine eher mysteriöse Grundstimmung. Gesangstechnisch verwendet Simon Le Bon in den Strophen einen eher weichen Gesang, während der Refrain durch Einsatz der Bruststimme eher energisch wirkt.[12]
Musikvideo
Kevin Godley und Lol Creme (Godley & Creme) führten bei dem 1985 veröffentlichten Video Regie. Das Video enthält sowohl Szenen aus dem Film als auch an den Stil des Films angelehnte Szenen mit Duran Duran in den Hauptrollen.
Im Musikvideo selbst spielen Duran Duran unterschiedliche Agenten. Roger und Andy Taylor, die später die Gruppe verließen, agierten gegen die restlichen drei Mitglieder, was in der Nachschau wie eine Ankündigung der nahenden Trennung wirkt.[9] Zu Beginn des Clips sendet Roger Taylor aus einer Sonde Kameras um den Eiffelturm, und Nick Rhodes schießt Bilder mit seiner Spy Cam. Im Clip spielt Taylor den Gehilfen von James Bond (Roger Moore) beim Schuss auf May Day (Grace Jones) mit einer getarnten Waffe. Währenddessen attackiert Andy Taylor mit seinem Sonic Akkordeon Nick Rhodes und bringt dessen Kamera zum Explodieren. Am Ende erkennt eine Frau Simon Le Bon, der sich mit den Worten „Bon, Simon Le Bon.“ vorstellt. Kurz darauf explodiert eine Postkarte des Eiffelturms.[13][14]
Das Video wurde im Juli 1985 an drei Tagen in Paris gedreht.[15] Nach Girls on Film ist es die zweite Zusammenarbeit mit dem Regie-Duo.
Der Song wurde auf dem offiziellen Soundtrack-Album von 1985 veröffentlicht. Über die Jahre erschien es außerdem auf folgenden Kompilationsalben:
1986: Duran Duran – Duran Duran Story
1989: Duran Duran – Decade
1992: The Best of James Bond – 30th Anniversary Collection
1998: Duran Duran – Greatest
1999: The Best of Bond…James Bond
2003: Duran Duran – The Singles 81–85
2004: Duran Duran – The Singles 1986–1995
2011: Duran Duran – 10 Great Songs
2012: Duran Duran – Greatest Hits on CD & DVD
2012: Duran Duran – The Biggest & The Best
2012: Duran Duran – Best of
Seit seiner Veröffentlichung zählt der Song zum Standardprogramm im Liveprogramm der Band. Sie spielten es unter anderem auch bei ihrem Auftritt bei Live Aid 1985, der letzten Performance im Original-Line-up.[7] Liveversionen von Duran Duran sind auf folgenden Alben vertreten:
2003: Encore Series
2005: Live from London
2010: Live At The Beacon Theatre (NYC, 31st August 1987)
2010: BBC In Concert: Manchester Apollo, 25th April 1989
2011: Live! - Rome - 12th May 2011
2011: Live 2011 (A Diamond In The Mind)
2017: Thanksgiving Live – The Ultra Chrome, Latex And Steel Tour
2018: Budokan
Im Gegensatz zur damals üblichen Veröffentlichungspraxis wurde nie ein Single-Remix des Songs veröffentlicht. Erst am 21. November 2014 erschien über die James-Bond-Fansite M16 eine Remixversion, die Steve Thompson zugerechnet wurde. Dabei handelt es sich um eine 12’’-Extended-Version, die 7:35 Minuten dauert. Die Version soll mit der gesamten Band außer John Taylor aufgenommen worden sein.[18][7]
Der Song wurde bereits im Veröffentlichungsjahr gecovert, zum einen vom Vienna Symphonic Orchestra Project (VSOP), einem Projekt der Wiener Symphoniker, zum anderen auch von der Eurodance-Band DJ’s Factory, die damit Platz 22 der deutschen Charts erreichten.
Eine Sonderstellung nimmt Shirley Basseys 1987 veröffentlichte Version ein, die sie für das offiziell nie veröffentlichte Album The Bond Collection aufnahm. Das Album wurde insgesamt zweimal gegen den Willen der Künstlerin veröffentlicht, die mit den Aufnahmen nicht zufrieden war.[20]
Metalversionen wurden von der Death-Metal-Band Diablo sowie der Supergroup Northern Kings veröffentlicht.[12]
↑ abRobert G. Weiner, B. Lynn Whitfield, Jack Becker: James Bond in World and Popular Culture: The Films are Not Enough, Second Edition. Cambridge Scholars Publishing, 2012, ISBN 978-1-4438-4384-3, S.137 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).