Die 6. Polnische Luftlandedivision / 6. Pommersche Luftlandedivision (6 DPD), (poln. 6 Pomorska Dywizja Powietrznodesantowa), war ein Luftlande-Großverband der Polnischen Volksarmee im Rahmen der Warschauer-Pakt-Armee in der Zeit von 1957 bis 1986. Die Soldaten dieser Division wurden wegen ihrer bordeauxroten Kopfbedeckung auch „Rote Barette“ (poln. „Czerwone berety”) genannt. Kennzeichnend für den Verband war ein abweichendes Tarnmuster ihrer Felduniform und die Erlaubnis, auch außerhalb der Unterbringungsbereiche hochgekrempelte Ärmel zu tragen.
Im Rahmen eines möglichen militärischen Konfliktes zwischen dem Warschauer Pakt und der NATO existierten Pläne, dass die polnische Volksarmee einen Angriff (Operacjia Jutlandii – Jütländische Operationsrichtung) auf das Norddeutsche TieflandWestdeutschlands und Dänemark durchführen sollte, um den baltischen Korridor zu besetzen und um eine volle Handlungsfreiheit für die baltische Flotte zu gewinnen. Zu diesem Zweck war ein Angriffsverband der 1. Strategischen Staffel[1] nach kurzer Vorwarnzeit[2] aus der 7 ŁDD (7 Łużycka Dywizja Desantowa) und der 6 PDPD für triphibische Operationen (Land, See und Luft) für den Gefechtseinsatz vorgesehen. Dazu gehörten am Tag 6 des Angriffes mögliche Luftlandeunternehmen auf der dänischen Halbinsel Seeland[3].
Geschichte
Die 6. Polnische Luftlandedivision wurde am 15. Juni1957 (unter der VerwaltungsNr. 0048) und am 26. Juni1957 (unter der VerwaltungsNr. 00400) auf Befehl des Kommandeurs des Warschauer Militärbezirks aus dem Stammpersonal der 6. Pommerschen Infanteriedivision (6. Dywizja Piechoty) aufgestellt. Sie bestand ursprünglich aus 2.013 Soldaten und 36 Vertragsangestellten. Zur Bewaffnung gehörten 111 leichte und 35 schwere Maschinengewehre. Des Weiteren 14 großkalibrige Maschinengewehre, 117 Panzerabwehrwaffen, 45 rückstoßfreien Kanonen und 45 Mörser.
Der Kommandeur des Warschauer Militärbezirks, Brigadegeneral Józef Kuropieska, hatte die Absicht, damit im polnischen Heer einen neuen Divisionstyp zu schaffen. Erster Kommandeur wurde Brigadegeneral Bolesław Chocha, der diese Verwendung von 1957 bis 1960 ausübte. Zur Ausbildung wurde der Erfahrungsschatz ehemaliger SBS-Fallschirmjäger genutzt. Eine Neuerung war die Verwendung eines abweichenden Tarnmuster.
In Friedenszeiten war die 6. DPD dem Kommando des Warschauer Militärbezirks unterstellt. Bei Kriegsausbruch wäre sie dem Befehl der polnischen Front[4] unterstellt werden.
Das 19. unabhängige Aufklärungsbataillon wurde am 20. Oktober1959 in den Dienst der 6. DPD und 1961 in 18. Luftlandebataillon umbenannt. Stationierungsort dieser Einheit war die Garnison Bielsko.
1964 das 6. Sicherung und Instandsetzungsbataillon und zwei Jahre später die 35. selbstfahrende Artillerie-Abteilung. Im Dezember 1967 das 33. Reserve-Luftlandebataillon und die 6. Flugabwehr-Divisionsartillerie-Abteilung.
Am 12. Dezember1981 erhielt die 6. DPD den Befehl, den Palast für Kultur und Wissenschaft, das polnische Radio- und Fernsehzentrum an der Ul. Woronicza und den Flughafen Okęcie zu besetzen. Daraufhin kam es am 13. Dezember1981 in den frühen Morgenstunden zu einer Landung am Flughafen Okęcie.
1986 wurde die 6. DPD im Sollbestand reduziert und in 6. Pommersche Luftlandebrigade umbenannt, die wiederum im Jahr 1992 in 6. Lande- und Angriffsbrigade umgewandelt wurde, und schließlich am 1. Juli2010 erneut in 6. Luftlandebrigade „Brig. Gen. Stanisław Sosabowski“ umbenannt wurde.
Oberst/Brigadegeneral Edwin Rozłubirski August 1963 – März 1968
Oberst Musiał cz.p.o. März – August 1968
Divisionsgeneral Edward Dysko August 1968 – 1972
Oberst Florian Bogacki p.o. 1972 – 1973
Brigadegeneral Marian Zdrzałka 1973 – 1983
Oberst January Komański 1983 – 1986
Literatur
Hubert Marcin Królikowski: 6 Pomorska Dywizja Powietrznodesantowa. Ajaks Verlag. ISBN 978-838710319-4.
Einzelnachweise
↑Oliver Bange: Sicherheit und Staat: Die Bündnis- und Militärpolitik der DDR im internationalen Kontext 1969 bis 1990. Ch. Links Verlag. 2017. S. 307. ISBN 978-3861-53934-6.
↑Der Anteil der NSWP-Streitkräfte im Falle eines Angriffs mit kurzer Vorwarnung oder einer vorausgehenden 10-tägigen Mobilisierung in Frank Umbach: Das rote Bündnis: Entwicklung und Zerfall des Warschauer Paktes 1955 bis 1991. Ch. Links Verlag. 2005. S. 261. ISBN 978-3861-53362-7.