Der 6-Stunden-Lauf ist eine Form des Ultramarathons und gehört zu den durch eine bestimmte Zeitdauer definierten Läufe, bei dem die Teilnehmer innerhalb der vorgegebenen Zeit eine möglichst lange Strecke zu bewältigen versuchen.[1]
Der 6-Stunden-Lauf ist ein relativ junger Ultramarathon. Als Straßenlauf besteht der Kurs oft aus einer (in der Regel amtlich vermessenen) 1 bis 3 km langen Runde, die aber auch bis zu ca. 5 Kilometer betragen kann. Beim Bahnlauf handelt es sich gewöhnlich um eine ovale 400-Meter-Laufbahn. 6-Stunden-Läufe können auch in der Halle ausgetragen werden. Die Verpflegungsstände gibt es meist im Start-Ziel Bereich, können aber bei größeren Runden noch zusätzlich in der Streckenmitte eingerichtet sein.
Die Läufer tragen Transponderchips am Schuh oder in der Startnummer, mit denen jede Passage einer elektronischen Zähleinrichtung automatisch gemessen wird. Nach genau sechs Stunden müssen die Läufer augenblicklich stehen bleiben und warten, bis eins von mehreren Messteams vorbei kommt und die genaue Distanz ermittelt. Es gibt aber auch die Möglichkeit durch Ablegen eines Gegenstandes die gelaufene Strecke zu ermitteln. So bekamen in Münster die Läufer, sobald absehbar war, dass die letzte Runde anstand, einen kleinen mit Sand gefüllten Luftballon mit der jeweiligen Startnummer, der beim Signal nach sechs Stunden an dem erreichten Punkt der Laufstrecke abzulegen war.[2]
Im Freien legen die Männer meist 50 bis 65 Kilometer zurück, die Spitzensportler kommen auf 80 bis 85 und mehr Kilometer. 2016 liefen weltweit 28 Männer und eine Frau über 80 Kilometer.[3]
Der 6-Stunden-Lauf kann auch in Kombination mit einem 12- oder 24-Stunden-Lauf ausgetragen oder beim ihm selbst ein Stundenlauf als auch 2- oder 3-Stundenläufe gewertet werden. Es können auch Staffeln zugelassen werden.
6-Stunden-Läufe sind bei der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung (DUV) ab Mitte der 1970er Jahre dokumentiert, wie der Accolade 100 (100 Miles Track Running Race), vom 25. Oktober 1975, einem 100 Meilen (ca. 160 km) Bahnlauf in Tipton (England).[4] Noch in den 1980er Jahren waren die Rennen allerdings fast nur Zwischenzeitmessungen (engl.: Split) von längeren Läufen und nur sehr vereinzelt reine 6-Stunden-Läufe. Erst ab Anfang der 1990er sind sie vermehrt dokumentiert, zunächst für Europa, dann in Nordamerika.[5] Einige Veranstaltungen existierten über viele Jahre, wie der „6 Stunden Ultraloop“ in Amersfoort, und einzelne sogar bis heute, wie etwa der Self-Transcendence 6-Stunden-Lauf Nürnberg und die „Self Transcendence“-Läufe in Kingston (Ontario) oder mit Unterbrechung und Umstellung von 24 auf sechs Stunden in Ottawa. In Japan feierte 2016 der Hiratsuka 6-Stunden-Lauf sein 20-jähriges Bestehen. Seit Anfang der 2000er Jahre erfreuen sich die 6-Stunden-Läufe weltweit immer größerer Beliebtheit, derart, dass auf Grund ihrer Vielzahl einige Veranstaltungen nach kurzer Zeit wieder eingestellt wurden.
Rekorde
Der 6-Stunden-Lauf gehört zu den Disziplinen, bei denen keine offiziellen Rekorde geführt werden.[6]
Weltrekorde
Nele Alder-Baerens stellte am 11. März 2017 beim 6-Stunden-Lauf Münster mit 85,492 km einen neuen Weltrekord auf und verbesserte den bisherigen der Japanerin Norimi Sakurai (83,200 km) vom 27. September 2003[7] um 2,3 Kilometer. Der Brite Donald Ritchie hält mit 97,200 km vom 28. Oktober 1978 (Stand 20. August 2016) den Weltrekord bei den Männern.[7]
Bislang gibt es keine Welt- und Europameisterschaften. Allerdings wird in Europa der „6-Stunden Hero-Cup“ ausgetragen.
Sri Chinmoy 6-Stunden Hero-Cup
Der „Sri Chinmoy 6-Stunden Hero-Cup“ oder „Sri Chinmoy Self-Transcendence 6-Hour European Championship“ (SCEC), zu deutsch: „Sri Chinmoy Selbst-Transzendenz 6-Stunden Europameisterschaft“, wird seit 2012 vom „Sri Chinmoy Marathon Team“ (SCMT) veranstaltet.
Austragungsorte
Der erste Hero Cup 2012 bestand aus insgesamt sieben 6-Stunden-Läufen in Europa (u. a. Nürnberg, Wien, München). Das Finale der Hero-Cup-Serie fand in München statt.[8]
2014 und 2015 wurde der Hero Cup nicht ausgerichtet.
2016 bestand der Cup aus sechs Laufwettbewerben (Nürnberg, Mailand, Nitra, Wien, Berlin, München).[12]
Bei der Serie 2017, die am 17. September 2016 begann, fand eine Erweiterung auf neun Läufe statt. Neben Nürnberg, Nitra, Prag, Wien und München, kamen Belgrad, Amsterdam, Riga hinzu sowie Kiew, wo die Saison begann.[13] Die Serie endet wiederum in München, am 9. September 2017 mit der Sri Chinmoy Selbst-Transzendenz 6-Stunden Europameisterschaft (SCEC)[13] beim Sri Chinmoy Peace-Mile 6-Stunden Lauf.[14]
Wertungen
2012 und 2013 wurde jeder Läufer, der an drei der sieben 6-Stunden-Läufe teilnahm, automatisch in die Gesamtwertung aufgenommen.[8][10] Jeder Kilometer zählte einen Punkt, und für jede Laufteilnahme gab es 20 Punkte zusätzlich.[10]
2017 gibt es Platzierungspunkte, Antrittspunkte und Finalpunkte. Die Platzierungspunkte werden an die besten 40 Männer und Frauen vergeben und sind aufgeteilt in 100-88-78-72-68-66-64-62-60-58-56-54-52-50 bis zu einem Punkt für den 40. Platz.[13][14] Jeder Starter erhält automatisch pro Teilnahme an einem der Läufe unabhängig von der Platzierung nur noch zehn Antrittspunkte.[13][14]
Beim CUP Finale werden die Platzierungspunkte um 20 % erhöht und dann gerundet, womit dem Cup Finale ein höherer Stellenwert zugewiesen ist.[14]
Läufer können an so vielen Rennen teilnehmen, wie sie möchten. Die besten drei Laufergebnisse und alle Antrittspunkte zählen für die Cup-Wertung. Wenn ein Läufer an nur zwei Rennen teilnimmt, geht er oder sie mit den dort erworbenen Punkten in die Wertung ein.[13] Sollte am Ende Gleichstand bei den Top-Platzierungen gegeben sein, wird der direkte Vergleich der betroffenen Teilnehmer herangezogen.[13][14]
↑Ultralauf (Memento vom 25. Juli 2015 im Internet Archive), Länger als ein Marathon, auf: runnersworld.de, vom 16. Januar 2012, abgerufen am 23. April 2017