2-Mercaptobenzothiazol

Strukturformel
Struktur von Mercaptobenzothiazol
Allgemeines
Name 2-Mercaptobenzothiazol
Andere Namen
  • 2-Mercaptobenzothiazol
  • 2-Mercaptobenzthiazol
  • Benzothiazol-2-thiol
  • 2-Benzothiazolthiol
  • MBT
  • 2-Sulfanylbenzothiazol
  • Captax
Summenformel C7H5NS2
Kurzbeschreibung

farblose bis gelbliche monokline Nadeln oder Blättchen mit unangenehmem Geruch[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 149-30-4
EG-Nummer 205-736-8
ECHA-InfoCard 100.005.216
PubChem 697993
ChemSpider 608157
DrugBank DB11496
Wikidata Q904160
Eigenschaften
Molare Masse 167,24 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,42 g·cm−3 (20 °C)[2]

Schmelzpunkt

182 °C[1]

pKS-Wert

6,94±0,05[3]

Löslichkeit
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[5] ggf. erweitert[2]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 317​‐​410
P: 261​‐​272​‐​273​‐​280​‐​302+352​‐​333+313[2]
MAK

4 mg·m−3[2]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Mercaptobenzothiazol ist eine organische Verbindung aus der Gruppe der Heteroaromaten. Sie kann bei Hautkontakt sensibilisieren und eine Kontaktallergie auslösen.[4] Für die allergene Wirkung ist die Thiol­gruppe entscheidend.[6]

Herstellung

Die industrielle Synthese von Mercaptobenzothiazol verwendet Anilin, Schwefel und Schwefelkohlenstoff als Ausgangsstoffe. Diese Reagenzien werden in einem Autoklaven bei Drücken zwischen 850 und 1100 psi (5,86 bis 7,58 MPa) auf 235–240 °C erhitzt.[7]

Mercaptobenzothiazol-Synthese
Mercaptobenzothiazol-Synthese

Verwendung

Mercaptobenzothiazol wird seit 1920 als Vulkanisationsbeschleuniger (Semiultrabeschleuniger) und Alterungsschutzmittel in bei Gummiherstellung verwendet. Es findet sich unter anderem:

Er wurde bei Goodyear 1916 von Clayton Wing Bedford (1885–1933) entwickelt (Captax).

Sicherheitshinweise

Der Arbeitsplatzgrenzwert (AGW) beträgt 4 mg·m−3 gemessen in der einatembaren Fraktion, die Geruchsschwelle 12 mg·m−3.

2-Mercaptobenzothiazol wurde 2013 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von 2-Mercaptobenzothiazol waren die Besorgnisse bezüglich der Einstufung als CMR-Stoff, Verbraucherverwendung, Exposition empfindlicher Bevölkerungsgruppen, hoher (aggregierter) Tonnage und weit verbreiteter Verwendung sowie der vermuteten Gefahren durch sensibilisierende Eigenschaften. Die Neubewertung fand ab 2013 statt und wurde von Deutschland durchgeführt. Anschließend wurde ein Abschlussbericht veröffentlicht: Aufgrund möglicher allergieauslösender Wirkung wird empfohlen, die Verwendung von Benzothiazol-2-thiol bei der Vulkanisation von Gummi in Konsumartikeln so weit wie möglich zu minimieren um deren sichere Handhabung zu gewährleisten.[8][9]

Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) bewertete 2-Mercaptobenzothiazol Anfang 2016 als möglicherweise krebsauslösend.[10]

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag zu 1,3-Benzothiazol-2-thiol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 31. März 2014.
  2. a b c d e Eintrag zu Benzothiazol-2-thiol in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 3. Januar 2023. (JavaScript erforderlich)
  3. Photolysis of 2-mercaptobenzothiazole in aqueous medium: Laboratory and field experiments. In: Journal of Photochemistry and Photobiology A: Chemistry. Band 167, Nr. 2–3, 2004, S. 121–126, doi:10.1016/j.jphotochem.2004.04.010.
  4. a b c d e f g Toxikologische Bewertung von 2-Mercaptobenzothiazol (PDF) bei der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), abgerufen am 1. Mai 2018.
  5. Eintrag zu Benzothiazole-2-thiol im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  6. I. Chipinda, X. D. Zhang, R. H. Simoyi, P. D. Siegel: Mercaptobenzothiazole allergenicity-role of the thiol group. In: Cutan Ocul Toxicol. 27(2), 2008, S. 103–116, PMID 18568896.
  7. Patent US2090233: Process for manufacture of mercapto aryl thiazoles. Angemeldet am 1. November 1935, veröffentlicht am 17. August 1937, Anmelder: Wingfoot, Erfinder: Harold P Roberts.
  8. Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Substance Evaluation Report und Conclusion Document.
  9. Community Rolling Action Plan (CoRAP) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA): Benzothiazole-2-thiol, abgerufen am 26. März 2019.
  10. Yann Grosse, Dana Loomis, Kathryn Z. Guyton, Fatiha El Ghissassi, Véronique Bouvard, Lamia Benbrahim-Tallaa, Heidi Mattock, Kurt Straif: Carcinogenicity of some industrial chemicals. In: The Lancet Oncology. 23. Februar 2016, doi:10.1016/S1470-2045(16)00137-6 (englisch).