Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama, der sich seit Mitte letzten Jahres im Auftrag von König Manuel I. auf der Suche nach dem Seeweg nach Indien befindet, befährt seit Anfang des Jahres mit seiner aus nur noch drei Schiffen bestehenden Flotte die afrikanische Ostküste Richtung Norden. Am 10. Januar ankert er in der Delagoabucht, die er aufgrund der freundlichen Bewohner Terra da Boa Gente (Land der guten Leute) nennt. Am 22. Januar gelangt er zur Mündung des Sambesi und errichtet dort ein Padrão. Im März entdecken die Portugiesen die Ilha de Moçambique, die von da Gama nach dem dortigen Scheich Moussa Ben Mbiki benannt wird, und am 7. April erreicht die Flotte Mombasa. Hier versuchen arabische Kaufleute, die Angst um ihr Monopol im Gewürzhandel haben, da Gamas Weiterfahrt zu verhindern.
Die Portugiesen segeln daraufhin weiter nach Malindi, die in Konkurrenz mit Mombasa steht, und wo sie Unterstützung finden. Ab hier führt ein arabischer Lotse Vasco da Gama durch die Gewässer. Am 17. oder 18. Mai kommt das indische Gebirge der Westghats in Sicht und das Geschwader ankert schließlich am 20. Mai in der Nähe von Kalikut. Mit dem Samorim von Kalikut wird ein Handelsvertrag geschlossen, aber als sich nach einigen Zwischenfällen mit arabischen Händlern die Stimmung langsam gegen die Portugiesen richtet, verlassen sie die Stadt Ende August. Sie segeln zuerst noch Richtung Norden zu den Angediven, bevor Vasco da Gama am 5. Oktober Indien endgültig mit den Laderäumen voller Gewürze, namentlich dem Luxusartikel Pfeffer, verlässt.
Weitere Entdeckungsfahrten
Der Venezianer Giovanni Caboto erhält vom englischen König Heinrich VII. einen dritten Schutzbrief für die Suche nach einem nordwestlichen Seeweg nach Asien. Er bricht Anfang Mai mit fünf Schiffen von Bristol aus auf. Über den weiteren Verlauf der Reise ist wenig bekannt.
Heiliges Römisches Reich
Anfang Februar: Der römisch-deutsche KönigMaximilian I. beruft einen Reichstag nach Freiburg im Breisgau ein. Auf dem Reichstag werden unter anderem die Bevölkerungsgruppen der Roma und Sinti („Zigeuner“) als angebliche Verräter der Christenheit und Bundesgenossen der moslemischen Türken, als Zauberer und Überträger der Pest in ihrer Gesamtheit für vogelfrei erklärt.
13. Februar: Mit der Hofordnung Maximilians I. wird der Reichshofrat eingerichtet.
30. März: Wegen Verschwendung, Günstlingswirtschaft und Willkürakten von Herzog Eberhard II. setzen die württembergischen Stände mittels Regimentsordnung den Esslinger Vertrag von 1492 in Kraft. Eberhard II. flieht nach Ulm.
28. Mai: Maximilian I. nimmt Herzog Eberhard II. das Land Württemberg ab.
10. Juni: Eberhard II. akzeptiert den Horber Schiedsspruch und seine Absetzung und Landesverweisung gegen Bezahlung von 6.000 Gulden jährlich. Nachfolger wird sein elfjähriger Neffe Ulrich. Seine Vormundschaft übernehmen Vertreter der Stände unter Leitung des Erbmarschalls und Burgvogts auf Hohenneuffen, Konrad Thumb von Neuburg. Zugleich wird Ulrich mit Maximilians sechsjähriger Nichte Sabina von Bayern verlobt, womit ein strategisches Bündnis zwischen dem Herzogtum Bayern und dem ärmeren Haus Württemberg erzielt wird.
Maximilian I. belehnt Herzog Albrecht von Sachsen im Tausch für ein Darlehen von 300.000 Gulden mit Friesland inklusive Dithmarschen, das er aber erst militärisch unterwerfen muss. Hiermit endet die friesische Freiheit und fängt für Friesland eine Periode politischer Zersplitterung und Abhängigkeit an. Jahre später entwickelt sich daraus die Sächsische Fehde.
23. Mai: Der von Papst Alexander VI. als „Häretiker, Schismatiker und Verächter des Hl. Stuhles“ exkommunizierte Bußprediger Girolamo Savonarola wird auf der Piazza della Signoria in Florenz hingerichtet. Da einige Frauen versuchen, nach der Verbrennung Knochen als Reliquien mitzunehmen, wird die Piazza gesperrt und am nächsten Tag Savonarolas Asche in den Fluss Arno geworfen.
Frankreich
Auf Karl VIII. folgt nach dessen Tod am 7. April sein Cousin Ludwig XII. auf den französischen Thron. Mit den Worten „Der König von Frankreich rächt sich nicht am Unrecht, das dem Herzog von Orléans angetan wurde“ amnestiert Ludwig auf seiner Krönungsmesse in Reims im Mai faktisch die Figuren alter Hofrivalitäten. Kaum an die Regierung gelangt, macht er anschließend die Ansprüche auf Mailand geltend.
Der Notar Friedrich Deumling aus Wimpfen beurkundet das Kinderwunder von Bönnigheim, wonach Barbara Stratzmann im Laufe ihres Lebens 53 Kinder geboren habe. Der Wahrheitsgehalt dieser Aussagen ist umstritten.