Am 9. April stirbt überraschend nach nur einwöchiger Krankheit der englische König Edward IV. Das Königreich hinterlässt er seinem ältesten Sohn, dem zwölfjährigen Eduard V. Zum Vormund, auch für Eduards neunjährigen Bruder Richard of Shrewsbury, 1. Duke of York, bestimmt er seinen Bruder Richard, Duke of Gloucester. Gemeinsam mit dem Privy Council soll Richard während der Minderjährigkeit des Thronerben auch das Land regieren. Im Privy Council versuchen jedoch zwei streitende Parteien, die Richards und die der Königinwitwe Elizabeth Woodville, möglichst viele Verbündete zu gewinnen, um die Kontrolle über den unmündigen Thronfolger, den Staatsschatz und die Flotte zu erlangen. Ende April befindet sich Elizabeth Woodville im Besitz von Staatsschatz und Flotte, während Richard den reichen und militärisch starken Lordkanzler William Hastings, 1. Baron Hastings, sowie Henry Stafford, den Duke of Buckingham, beide Mitglieder des Thronrats, auf seine Seite hatte ziehen können. Er trifft mit dem jungen König in Stony Stratford nahe Nottingham zusammen und informiert seinen Neffen, dass seine Mutter offensichtlich den letzten Willen Edwards IV. missachtet hat. Darauf begibt sich Edward, ob gezwungen oder freiwillig, in Richards Obhut. Sein bisheriger Hofstaat wird gefangengesetzt. Elisabeth begibt sich daraufhin mit ihren Töchtern in die Abtei von Westminster, wo ihnen Asyl gewährt wird. Ihr Bruder verlässt mit der Flotte das Land. Der übrige Thronrat billigt Richards Schritt, der mit seinem Neffen am 4. Mai in London einzieht.
Unter dem Vorwurf einer Verschwörung wird Richards bisheriger Verbündeter William Hastings, 1. Baron Hastings, am 13. Juni verurteilt und hingerichtet. In diesem Zusammenhang wird wenige Tage später auch Anthony Woodville, 2. Earl Rivers, der Bruder Elizabeth Woodvilles, hingerichtet.
Richard III. usurpiert am 26. Juni den Königsthron Englands, nachdem ihn am Tag zuvor das englische Parlament zum rechtmäßigen Thronfolger erklärt hat. Er setzt seinen Neffen Eduard V. ab und verbringt ihn mit seinem jüngeren Bruder in den Tower, wo die beiden später unter bis heute nicht eindeutig geklärten Umständen umkommen.
22. Juli: Der 13-jährige Dauphin Charles wird von seinem Vater Ludwig XI. mit der dreijährigen Margarete aus dem Hause Habsburg symbolisch verheiratet. Diese Ehe ist Teil des im Vorjahr geschlossenen Friedens von Arras.
Im März marschiert ein kastilisches Heer in Richtung Málaga. Durch den Einsatz von Bogenschützen und leichter Reiterverbände können die Verteidiger des Emirats von Granada unter der Führung von Abu l-Hasan Ali und seinem Bruder Muhammad al-Zagal die Angreifer zurückdrängen.
Um sich im Kampf gegen die Christen zu profilieren, bricht auch Abu l-Hasan Alis Sohn und Thronkonkurrent Muhammad XII. an der Spitze eines aus 9.000 Mann Infanterie und 700 Reitern bestehenden Truppenverbandes auf, um die weit in kastilischem Gebiet liegende Stadt Lucena anzugreifen. Lucena kann dem Angriff aber standhalten. Auf ihrem Rückzug in Richtung Loja geraten Muhammad XII. selbst und 5.000 seiner Kämpfer in Gefangenschaft.
Um zu vermeiden, dass das Emirat wieder ohne interne Streitigkeiten unter der alleinigen Herrschaft von Abu l-Hasan Ali vereint würde, schließen die Katholischen Könige allerdings kurz darauf mit Muhammad XII. ein zweijähriges Friedensabkommen. Er verpflichtet sich darin, ein Lösegeld zu zahlen und die Katholischen Könige als seine Lehensherren anzuerkennen. Muhammad wird Anfang September freigelassen. Er residiert zunächst in Guadix, von wo aus er seine Rückkehr in die Hauptstadt vorbereitet. Die Stadt Granada wird daraufhin zum Schauplatz eines Bürgerkrieges.
Kanarische Inseln
29. April: Die Insel Gran Canaria wird nach Aufgabe des letzten Widerstands aus den Reihen der Guanchen vom Königreich Kastilien beherrscht. Die Ureinwohner werden versklavt.
Während der Belagerung der spanischen Festung Alhama durch die Mauren werden wegen des akuten Münzmangels sogenannte Belagerungsscheine ausgegeben, das erste europäische Papiergeld.
Auf einer Mission in die Terraferma beginnt der 18-jährige Venezianer Marino Sanudo mit dem Führen seines Reisetagebuchs.
Gesellschaft
Schongauers Elefant kommt als diplomatisches Geschenk Johanns II. von Portugal an Kaiser Friedrich III. nach Deutschland. Er ist seit Abul Abbas, Elefant Karls des Großen, nach etwa 700 Jahren der erste Elefant auf deutschsprachigem Gebiet. Vermutlich von Portugal nach Holland verschifft, erreicht der Elefant zunächst Köln und dann Frankfurt am Main. In Frankfurt wird er in der Gallusgasse ausgestellt und in Lebensgröße auf die Wand eines nahegelegenen Hauses gemalt.