Die Fahrzeuge der ČD-Baureihe 471 sind elektrische Doppelstock-Triebzüge des tschechischen Eisenbahnverkehrsunternehmens České dráhy (ČD) für den Regionalverkehr. Beschafft wurden die Fahrzeuge insbesondere als Ersatz für die überalterte Baureihe 451/452. Von den ČD werden sie als CityElefant vermarktet. Nach dem noch durch die ČSD 1988 eingeführten EDV-Nummernplan erhielten die Triebwagen die Reihenbezeichnung 471, die Mittelwagen 071 und die Steuerwagen 971.
Die Entwicklung begann 1992 durch die Hersteller MSV Studénka, später ČKD Vagónka Studénka (mechanisch) und AEG (elektrisch), als man sich nach den negativen Erfahrungen mit der Baureihe 470 für eine Neukonstruktion entschied. Nach der Privatisierung von MSV Studénka war die AEG ab 1994 nicht mehr beteiligt, die Entwicklung der elektrischen Komponenten erfolgte durch Škoda dopravní technika (Škoda Verkehrstechnik). Die beiden Prototypzüge der Baureihe wurden im Jahr 1997 von einem Konsortium aus den tschechischen Schienenfahrzeugherstellern MSV Metal Studénka und Škoda dopravní technika fertiggestellt. Vagonka wurde mit der Zeit hundertprozentige Tochter bei Škoda.
Mit ihnen wurden verschiedene neuartige Technologien im tschechischen Schienenfahrzeugbau eingeführt, so die Fertigung der Wagenkästen aus stranggepressten Aluminiumprofilen, der Verwendung der Sandwichbauweise, IGBT gesteuerten Wechselrichtern mit Drehstrom-Asynchronmotoren sowie Klimaanlagen.
Heute obsolete Planungen sahen vor, eine fünfteilige Variante der Baureihe 471 als „IC Regio“ im schnellen Regionalverkehr zwischen den Ballungszentren Tschechiens einzusetzen. Diese Züge sollten als Baureihe 675 in Dienst gestellt werden.
Von 2001 bis 2013 wurden die Serienfahrzeuge in Dienst gestellt. Nach anfänglich gravierenden technischem Problemen wurde zum 5. August 2002 die Betriebserlaubnis zurückgezogen. Durch die mit dem Hochwasser 2002 einhergehende Ausnahmesituation in Prag wurde aber bereits zum 16. August 2002 wieder eine tempörare Betriebserlaubnis erteilt. Diese galt dann bis zum 31. Oktober 2002, danach erfolgte durch die Hersteller die Beseitigung der Mängel. Wegen finanzieller Probleme der ČD konnten nur etwa sechs Triebzüge jährlich abgenommen werden.
2006 wurde die Produktion für ein Redesign unterbrochen, dieses wurde dann nach einem durch die ČD initiierten Wettbewerb unter dem Namen CityElefant vorgestellt.
Bei einer Entgleisung am 28. Juni 2010 in Ústí nad Labem wurde die Einheit 471 005 schwer beschädigt. Insbesondere der voranlaufende Steuerwagen 971 005 wurde dabei irreparabel zerstört[3] und im August 2010 im Prager Fahrzeugdepot bis auf die noch gebrauchsfähigen Teile zerlegt. Der Trieb- und der Mittelwagen wurden zur Reparatur in die Werkstätten Přerov geschleppt, dort 2011 mit einem neuen Steuerwagen aus dem Werk Škoda Vagonka Ostrava komplettiert und ein Jahr später wieder in Betrieb genommen.[4]
Nach einer Ausschreibung erhielt im Mai 2022 ČD-Telematika den Auftrag, in Zusammenarbeit mit Alstom, Škoda Transportation und AŽD Praha insgesamt 66 der 82 noch vorhandenen Züge mit ETCS-Fahrzeuggeräten nachzurüsten. Das Auftragsvolumen beträgt insgesamt 1,5 Milliarden Kronen und damit 22,9 Millionen Kronen pro Zug. Den Einbau der Geräte übernimmt Škoda Pars in Šumperk während fälliger Untersuchungen. Bis zum 1. Januar 2025 sollen 25 Züge umgerüstet sein. Ab diesem Zeitpunkt ist der Betrieb unter ETCS auf den Korridorstrecken verpflichtend.[5]
Die Züge sind nur für Gleichstrom mit 3 kV ausgelegt und können in Tschechien nicht unter dem geplant präsenter werdenden Wechselstromsystem mit 25 kV der Bahnstrecken fahren. Auch der Prager Eisenbahnknoten als Haupteinsatzgebiet soll auf Wechselstrom umgebaut werden. Die Baureihe 471 wird im Einsatzgebiet zunehmend eingeschränkt und soll zukünftig auf verbliebene Gleichstromstrecken verteilt werden. Eine Nachrüstung für Wechselstrom wäre dem Eigentümer zu kostspielig, da hierzu ein weiterer Mittelwagen gebaut werden müsste, um die notwendige Technik unterbringen zu können. Die Einheiten der ähnlichen ZSSK-Baureihe 671 wurden dagegen bereits vom Werk zweisystemfähig geliefert. Eine ähnliche Zweisystemvariante mit fünf Wagen wollten die ČD ursprünglich als Baureihe 675 für den Fernverkehr beschaffen. Aus diesem Grund wurde bereits die Beschaffung eines doppelstöckigen Nachfolgers (EMU 400) für beide Bahnstromsysteme ab 2029 ausgeschrieben. Diese sollen stufenweise beschafft werden (erste Lieferoption 68 Einheiten) und 30 Prozent mehr Beförderungskapazität bieten, um den zunehmenden Fahrgastzahlen Herr zu werden.
Technische Merkmale
Die Einheiten verfügen über nur ein angetriebenes Drehgestell. Die Steuerung der erfolgt entweder rein manuell, mit automatischer Beschleunigung oder mit der Halbautomatik AVV, wobei der Triebzugführer nur die Türen betätigt und die Abfahrt freigibt.
Die ersten Einheiten unterscheiden sich in einigen Details stark von späteren Versionen. So haben die ersten Züge keine Vakuumtoiletten, die Türen öffnen sich nicht parallel und auch die Leuchten an den Zugköpfen unterscheiden sich.
Traglastenabteil mit Fahrradständer im Unterdeck des Triebwagens
Bauartgleiche Fahrzeuge
Lietuvos geležinkeliai
In den Jahren 2008 und 2010 erhielt die litauische Staatsbahn Lietuvos geležinkeliai (LG) von Škoda insgesamt vier Triebzüge gleicher Konzeption, die bei der LG als Baureihe 575 eingeordnet wurden. Sie werden im Verkehr zwischen den beiden größten litauischen Städten Vilnius und Kaunas eingesetzt. Bis 2014 ist die Lieferung von fünf weiteren Zügen geplant. Im Unterschied zur Baureihe 471 sind die litauischen Züge auf die dort verwendete Einphasenwechselspannung von 25 kV bei 50 Hz ausgelegt und in Russischer Breitspur (1520 mm) ausgeführt.[6][7]
Das slowakische Eisenbahnverkehrsunternehmen Železničná spoločnosť Slovensko (ZSSK) erwarb 2010 einen dreiteiligen Zug in Zweisystemausführung für die Fahrleitungsspannungen 3 kV Gleich- und 25 kV Wechselspannung mit 50 Hz. Weitere neun Züge wurden bis 2014 geliefert. Ihr Einsatz erfolgt insbesondere im Regionalverkehr auf der innerslowakischen Magistrale zwischen Nové Mesto nad Váhom und Čierna nad Tisou.[8][9]
Die ukrainische Staatsbahn Ukrsalisnyzja erwarb 2012 anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2012 zwei sechsteilige Züge für den Vorortverkehr im Großraum Kiew. Die für russische Breitspur mit 1520 mm Spurweite gebauten Fahrzeuge erhielten eine Zweisystemausrüstung für 3 kV Gleich- und 25 kV Wechselspannung.[10] Seitens des Ministeriums für Infrastruktur in der Ukraine bestand eine Option zur Lieferung von weiteren 50 bis 60 Einheiten, die nicht eingelöst wurde.