Die Österreichische Schiffswerften AG (ÖSWAG) ist ein Schiffbauunternehmen mit Sitz in Linz an der Donau und wurde mittlerweile auf den Wortlaut ÖSWAG Werft Linz GmbH umfirmiert. Im Jahr 1998 wurden Teile des Unternehmens ausgegliedert und in die ÖSWAG Maschinenbau GmbH umgewandelt. Das Unternehmen liegt im Linzer Winterhafen und umschließt eine Fläche von mehr als 10 ha, die Hallenfläche beträgt ca. 35 Tsd. m². Seit Gründung des Unternehmens im Jahr 1840 bis dato wurden rund 1600 Schiffe, Boote udgl. vom Stapel gelassen. Aktuell sind ca. 500 Personen insgesamt beschäftigt.
Die Linzer Werft wurde 1840 von Ignaz Mayer gegründet.[1] Noch im Gründungsjahr wurde der erste eiserne Donaufrachtkahn erbaut, der am 12. November 1840 seine Jungfernfahrt mit einer Ladung von 200 Tonnen Salz nach Wien antrat.[2] 1873, also noch zu Lebzeiten Mayers, wurde die Schiffswerft bereits von der Allgemeinen Österreichischen Baugesellschaft in Wien betrieben.[3] 1894 erreichte der Mitarbeiterstand rund 650 Personen. 1909 wurde die Werft vom Stabilimento Tecnico Triestino übernommen. Im Dezember 1911 wurde das erste österreichische Fluss-Motorschiff mit einem 150 PS-Vierzylinder-Dieselmotor fertiggestellt.[4]
1974 wurde die Linzer Werft mit der 650 Mitarbeiter zählenden Schiffswerft Korneuburg zur Österreichischen Schiffswerften AG Linz Korneuburg fusioniert und der ebenfalls verstaatlichten voestalpine einverleibt. Von da an wurde der Export forciert und große wie kleine Aufträge für Länder wie die Sowjetunion, Bundesrepublik Deutschland, Griechenland, Ecuador, Ägypten, Saudi-Arabien, Nigeria, Rumänien, Libyen, Irak, Indonesien und Libanon ausgeführt.
Bis 1991 liefen die Geschäfte vor allem wegen zahlreicher Aufträge aus der UdSSR gut. Doch nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1991 blieben Aufträge aus Osteuropa aus. Noch im selben Jahr wurde die Korneuburger Werft an Privatinvestoren verkauft, um 1994 dennoch geschlossen zu werden. 1992 wurde die ÖSWAG privatisiert und an die Auricon Beteiligungs AG verkauft. Die Auftragslage verbesserte sich nach Neuorientierung des Unternehmens auf den europäischen Binnenmarkt, sodass die ÖSWAG seither wieder wirtschaftlich geführt werden kann. 1998 wurde die heutige ÖSWAG Maschinenbau GmbH ausgelagert. Die ÖSWAG Maschinenbau GmbH ist ein reiner Lohn- und Auftragsfertiger.
Produktion
Hauptaufgabe der ÖSWAG Werft Linz GmbH ist Service und Reparatur von Schiffen, Booten und Maschinen aller Art. Sowie der Bau von schwimmenden Anlegestellen, Bootshäusern und vieles mehr. Damit ein Schiff viele Jahre wirtschaftlich und sicher auf dem Wasser unterwegs ist, werden in der ÖSWAG Werft Linz GmbH regelmäßig Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten durchgeführt. Umbauten wie z. B. Neumotorisierungen, Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten und jegliche notwendige Umgestaltungen werden einwandfrei und fachmännisch erledigt.
Von Oktober bis April legen die Schiffe im Linzer Hafen für den Winterstand an und werden für die kommende Saison von der ÖSWAG Werft Linz wieder fit gemacht.
Die nun größte Werft in Österreich verfügt über eine Slipanlage mit einer Länge von 270 m und Breite von ca. 50 m. Somit können zwei bis drei Schiffe gleichzeitig an Land gezogen werden. Eine Schiffbauhalle mit 140 m Länge und 35 m Breite ermöglicht witterungsbedingt ein ganzjähriges Arbeiten an mehreren Schiffen gleichzeitig.
Schiffe, Boote, Schubschiffe, Patrouillenboote, Fähren, Motorgüterschiffe, Fischerboote, Einsatzboote für die Behörden (Polizei, Wasseraufsicht, Rettung, Feuerwehr, Bundesheer...) der ÖSWAG Werft Linz GmbH sind für die Binnenschifffahrt gebaut und werden an Seen und Flüssen in Österreich, Deutschland und Schweiz geliefert.
Die ÖSWAG Maschinenbau GmbH beschäftigt sich vorrangig mit Lohn- und Auftragsfertigungen namhafter Geschäftspartner. Die Stärken liegen in der Montage von Spezialmaschinen sowie in der mechanischen Bearbeitung (Schweißen, Fräsen, Drehen) von einzelnen großen Werkstücken mit hoher Präzision und die Fertigung verschiedener Teilkomponenten bis zu einem Gewicht von bis zu 40 Tonnen. Ein moderner Maschinenpark begünstigt neben qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen hohen Auftragsstatus. Kunden kommen großteils aus Branchen wie Bahn- und Gleisbau, Folienerzeugung, Papierindustrie, Kunststofftechnik, Walzwerktechnik und Apparatebau. Die fertigen Projekte finden weltweit ihren Einsatz und werden als qualitativ hochwertig angesehen.
Für die Zürichsee Schifffahrtsgesellschaft wurde bis 2007 ein 54 m langes und 700 Passagiere fassendes Schiff namens Panta Rhei gebaut, welches in Einzelteilen zum Zusammenbau nach Zürich transportiert wurde (Sektionsbauweise). Einige weitere Großprojekte der letzten Jahre waren:
2016/2019 Generalsanierung des Museumsschiffes Oesterreich (1929) am Bodensee nach Art déco
Literatur
Gerhard Salomon: Ignaz Mayer, der Gründer der Linzer Schiffswerft. In: Heimatgaue. Jahrgang 12, Linz 1931, S. 267–271, ooegeschichte.at [PDF].
Walter Pisecky: 150 Jahre Eisenschiffbau auf der Österreichischen Donau. Hrsg.: Österreichische Schiffswerften AG. 1. Auflage. Universitätsverlag Trauner, Linz 1990, ISBN 3-85320-510-0.