Çay ist eine Stadt und ein Landkreis der türkischen Provinz Afyonkarahisar. Die Stadt liegt etwa 45 Kilometer südöstlich der Provinzhauptstadt Afyonkarahisar und beherbergt über 47 Prozent der Landkreisbevölkerung.
Der Landkreis liegt im Südosten der Provinz. Er grenzt im Westen an Şuhut, im Nordwesten an Çobanlar, im Norden an Bolvadin, im Osten an Sultandağı und im Süden an die Provinz Isparta. Die Stadt liegt an der Fernstraße D 300 von Izmir nach Konya und an der Straße D 675, die von Norden kommend hier endet. In die Provinzhauptstadt Afyonkarahisar sind es 48 km.
Im Südwesten des Landkreises liegt der See Karamık Gölü mit dem Moor Karamık Bataklığı, im Nordosten liegt ein Teil des Eber Gölü. Der Landkreis liegt in 900 bis 1100 m Höhe. Östlich von Çay befindet sich das Gebirge Sultan Dağları (deutsch: Sultansberge). Der höchste Punkt, der Topraktepe ist 2519 m hoch und liegt an der Grenze zur Provinz Isparta. Das kleinere Karakuş-Gebirge wird dagegen nur bis knapp 2000 m hoch.
Es herrscht kontinentales Klima. Die Sommer sind heiß und trocken mit kühlen Nächten, die Winter kalt. Die meisten Niederschläge fallen im Frühjahr und Herbst; im Winter kann es schneien.
Struktur und Bevölkerung
Der Landkreis besteht neben der Kreisstadt noch aus zwei Gemeinden bzw. Kleinstädten (Belediye): Karamıkkaracaören (unterteilt in 4 Mahalle („Stadtteile“)) und Pazarağaç (5 Mahalle). Den Kreis vervollständigen noch 20 Dörfer (Köy) mit durchschnittlich 563 Einwohnern. Vier davon zählen über tausend Einwohner: İnli, Koçbeyli, Akkonak und Yeşilyurt, drei weitere Dörfer haben außerdem mehr Einwohner als dieser Durchschnitt.
Nachfolgende Tabelle zeigt die jährliche Bevölkerungsentwicklung nach der Fortschreibung durch das 2007 eingeführte adressierbare Einwohnerregister (ADNKS). Die Zahlen stellen den Einwohnerstand am Jahresende für ALLE Orte des Landkreises Çay dar.[3] Ehemalige und bestehende Gemeinden (Belediye, Belde) sind orange unterlegt.
Köy / Belediye
2020
2019
2018
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
Akkonak
1.171
1.210
1.255
1.287
1.363
1.398
1.496
1.671
2.039
1.593
1.643
1.674
1.862
1.691
Armutlu
178
191
190
173
172
170
182
187
177
197
182
188
194
199
Aydoğmuş
258
270
275
273
273
289
307
320
363
369
375
378
384
392
Bulanık
282
284
289
278
285
289
295
294
308
322
337
350
348
354
Çay Bel.
14.800
14.631
14.450
14.445
14.484
14.604
14.536
14.624
14.440
14.700
14.638
14.592
14.353
14.702
Çayırpınar
427
447
453
457
463
474
488
489
493
498
502
517
532
543
Çayıryazı
389
398
398
411
414
421
432
432
431
459
476
488
497
484
Cumhuriyet
180
190
232
152
156
153
159
201
196
197
197
189
187
194
Deresinek
866
880
903
940
967
992
1.022
1.053
1.101
1.138
1.195
1.260
1.253
1.355
Devederesi
374
376
378
381
396
410
414
427
426
434
455
467
466
492
Eber
610
613
653
668
675
700
784
850
954
976
987
1.023
983
1.037
Göcen
133
137
141
137
140
137
157
148
157
169
179
176
172
177
İnli
1.556
1.563
1.603
1.628
1.653
1.676
1.731
1.851
2.062
1.823
1.848
1.922
1.984
2.014
Kadıköy
245
247
263
239
267
261
273
273
284
291
285
278
286
310
Karamık
863
862
873
866
887
920
942
968
966
995
1.072
1.095
1.076
1.258
Karamıkkaracaören Bel.
2.520
2.553
2.657
2.665
2.781
2.854
2.929
3.022
3.060
3.161
3.254
3.384
3.534
3.702
Kılıçyaka
239
242
257
262
263
268
270
274
277
288
290
300
307
310
Koçbeyli
1.401
1.403
1.402
1.399
1.390
1.393
1.414
1.433
1.441
1.470
1.478
1.479
1.523
1.555
Maltepe
345
359
381
346
372
361
345
355
346
353
352
353
362
388
Orhaniye
116
116
123
129
134
139
140
148
158
168
166
171
183
194
Pazarağaç Bel.
2.603
2.591
2.645
2.588
2.623
2.629
2.700
2.737
2.720
2.761
2.774
2.813
2.845
2.867
Pınarkaya
325
325
351
344
341
349
388
411
401
394
431
429
456
474
Yeşilyurt
1.293
1.291
1.240
1.296
1.224
1.206
1.193
1.186
1.148
1.197
1.215
1.186
1.156
1.184
Summe
31.174
31.179
31.412
31.364
31.723
32.093
32.597
33.354
33.948
33.953
34.331
34.712
34.943
35.876
Bis 1990 stieg die Einwohnerzahl im Landkreis an. Danach macht sich die Landflucht mit dem verstärkten Zuzug in die Großstädte wie Istanbul, Izmir und Ankara bemerkbar.[4]
Jahr
Kreis, gesamt
Stadt Çay
restl. Kreis
absolut
anteilig (%)
1965
27.291
9.761
35,77
17.530
1970
27.838
10.012
35,97
17.826
1975
32.993
12.200
36,98
20.793
1980
33.945
11.166
32,89
22.779
1985
38.081
13.203
34,67
24.878
1990
43.582
14.147
32,46
29.435
2000
45.635
18.137
39,74
27.498
2007
35.876
14.702
40,98
21.174
2010
34.331
14.638
42,64
19.693
2015
32.093
14.604
45,51
17.489
2018
31.412
14.450
46,00
16.962
2019
31.179
14.631
46,93
16.548
2020
31.174
14.800
47,48
16.374
2021
30.777
14.599
47,43
16.178
Die Zahlen der Jahre 1965 bis 2000 sind Volkszählungsergebnisse, die Angaben danach ergaben sich durch Bevölkerungsfortschreibung (ADNKS, s. o.).
Geschichte
Im Landkreis finden sich Siedlungsspuren, die auf die frühe Bronzezeit hinweisen, wie in Karamık, Cumhuriyet oder Karacaören. In hellenistischer Zeit taucht der Name Ipsos auf, als Antigonos I. Monophthalmos, ein Feldherr Alexander des Großen um 333 v. Chr. bei der Eroberung Phrygiens hier vorbeizog. Nach der siegreichen Schlacht bei Issos ernannte Alexander Antigonos zum Statthalter dieses Gebietes.
301 v. Chr. kam es zu der Schlacht bei Ipsos, in der der mittlerweile zum König gewordene Antigonos den Tod fand. Nach der Schlacht fiel Ipsos an das Königreich des Lysimachos.
281 v. Chr. kam es zur Schlacht von Kurupedion, bei der Lysimachos gegen Seleukos I. Kampf und Leben verlor. Seitdem gehörte das Gebiet zum Reich der Seleukiden. Nach der für die Seleukiden unter Antiochos dem Großen erlittenen Niederlage gegen die Römer in der Schlacht bei Magnesia wurde die Gegend römisch und Phrygia Parure genannt. Während der römischen Zeit hieß die Stadt Iulia Ipsos und wurde ein wichtiger Handelsplatz und Stützpunkt auf dem Weg nach Syrien.
Mitte bis Ende des 11. Jahrhunderts drangen die Seldschuken unter Bekçioğl Emir Afşin bis nach Iulia Ipsos vor. Es ist unklar, ob Emir Ahmed Şah oder Emir Sandu dann das Gebiet eroberten.
Nachdem die Stadt während des Zweiten Kreuzzuges (wahrscheinlich um 1147) zerstört wurde, siedelten die Seldschuken Oghusen an, die 1155 dem Ort den Namen Çay Değirmeni (deutsch: Teemühle) gaben.
Nach dem Tode des Seldschukensultans Kai Chosrau III. 1282 stand die Stadt unter dem Schutz des Eşrefoğulları-Herrschers Sulayman ibn Eshref Bey und war Teil des Uc-Beyliks (ein Grenz-Fürstentum) von Beyşehir. 1290 fällt die Stadt an das Uc-Beylik der Germiyaniden. Der letzte Herrscher der Germiyaniden, Bey Germiyan Yakup II., vermachte bei seinem Tod 1429 sein Fürstentum den Osmanen.
Im Griechisch-Türkischen Krieg wurde Çay am 21. August 1921 von griechischen Truppen besetzt. Nach der Schlacht von Dumlupınar mussten die griechischen Soldaten am 24. September 1921 abziehen und Çay wurde kurzzeitig zum Hauptquartier der türkischen Armee.
1935 wurde die Stadt Çay an das türkische Elektrizitätsnetz angeschlossen.
1958 wurden die Dörfer des Bucak Çay im südlichen Teil des Landkreises (türkisch: İlçe) Bolvadin abgetrennt und bilden seitdem einen eigenen Landkreis.
Politik
Bürgermeister von Çay ist seit 2019 Hüseyin Atlı von der AKP, sein Vorgänger Alli Yakut war ebenfalls von der AKP. Von den weiteren elf Mitgliedern des Stadtrats gehören sieben der AKP an, drei der CHP und einer der MHP an. Alle Mitglieder sind Männer. Die besten Ergebnisse erzielte die MHP auf dem Land, vor allem in Karamıkkaracaören[5] und Pazarağaç,[6] wo sie vor der AKP stärkste Partei wurde.
Wirtschaft
Çay ist vor allem landwirtschaftlich geprägt. Es werden überwiegend Getreide, Zuckerrüben und Mohn angebaut. In den bewässerten Gebieten – vor allem nördlich von Çay – ist der Gemüseanbau dominierend. Im Bergland herrscht Weidelandwirtschaft vor. So werden täglich circa sechs Tonnen Milch produziert.[7]
48 Prozent der Gesamtfläche (39.338 Hektar) sind landwirtschaftliche Nutzfläche, 18 Prozent des Landkreises (14.509 Hektar) sind bewaldet.
Der Tourismus spielt keine Rolle. Im Süden der Stadt wird großflächig Marmor abgebaut.
Sehenswürdigkeiten
Im Landkreis gibt es einige natürliche Sehenswürdigkeiten, während von kulturellem Interesse nur die Stadt Çay ist.
Natur
Eber Gölü (deutsch: Eber-See). Der See mit der seiner Sumpflandschaft ist größtenteils ein Naturschutzgebiet. Berühmt ist er wegen seiner „schwimmenden Inseln“, Koprak genannt.
Karamık Gölü, ein teilweise versumpfter See (das versumpfte Gebiet wird Karamık Bataklığı genannt) mit großer Artenvielfalt an Fauna und Flora. Seit 1993 ein Naturschutzgebiet.
Çağlayan Park, ein Naherholungsgebiet im Süden von Çay mit einem größeren Wasserfall.
Kultur
Çay Hanı, eine seldschukische Karawanserei aus dem 13. Jahrhundert.
Taş Camii, auch Taş Medrese, die Teil des Karawansereikomplexes des Çay Hanı ist. Sie entstand um 1278/79 als Schulgebäude und wird heute als Moschee (Sultan Alâeddin Camii) benutzt. Erbaut wurde sie im Auftrag des Seldschukensultans Kai Chosrau III. (türkisch: Gıyaseddin Keyhüsrev III.) unter General Ebûl Mücahid Yusuf bin Yakub, dem Stifter der Anlage. Besonders sehenswert ist auch der Innenraum der Moschee.